Die Klassische Moderne Kunst und Henri Matisse

Klassische Moderne & Henri Matisse

Type: University
Semester: 3 (2014)
Skills: Scientific Work, Bookbinding, InDesign</p>

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Die klassische Moderne Kunst und Henri Matisse

Was ist moderne Kunst?

Der Begriff »Modern« stammt vom Lateinischen »modernus« ab und bedeutet eigentlich »in der Mode«, »neu«, »der Zeit entsprechend«. Demnach müsste es immer eine aktuelle moderne Kunst geben. Das ist aber nicht ganz richtig. Der Begriff »Modern« ist in der Kunst nicht ganz klar definiert. So ist auch der Zeitrahmen dieser Kunstrichtung nicht ganz klar. Deshalb wurde die Moderne Kunst in Klassische, Moderne und Postmoderne Kunst unterteilt. Unter Wissenschaftlern entstand ein Konsens, der den Anfang des 20. Jahrhunderts als Zeitfenster der klassischen modernen Kunst sieht. Um genau zu sein, beginnt die klassische Moderne mit dem Jahr 1905. Denn zu dieser Zeit trugen sich einige größere Ereignisse zu, die den Startschuss einer neuen Kunst gaben: Henri Matisse arbeitete an dem Bild »Le bonheur de vivre«, das Picasso inspirierte. Picasso antwortete mit einem noch größeren Bild, nämlich »les demoiselles d'Avignon«, das heute zu den berühmtesten Werken der klassischen Moderne zählt. Architekturstudenten gründeten die Gruppe »Brücke«. Wenig später traf sich Wassily Kandinsky mit russischen Künstlerfreunden in Paris und sie begannen mit einer neuen Art des Malens. Dazu mischten sich der deutsche Expressionismus und der Mailänder Futurismus. Das alles waren die ersten Meilensteine der klassischen Moderne. Es ging ihnen allen um den Protest gegen das Althergebrachte - sie wollten etwas Neues schaffen, das war das »Moderne« an der Kunst.(1)

Aufgrund der Fülle an Bücher über Künstler und Kunst der klassischen Moderne, die in den 50er veröffentlicht wurden lässt sich schließen, dass diese neue Kunstbewegung in aller Munde war und zum »Mainstream« wurde. Man begann die Motive und Herangehensweisen der Künstler in allen Lebensbereichen zu übernehmen – in der Mode, auf den Möbeln der Zeit, als Tapeten oder auch einfach als Bilder im Wohnzimmer.(2)

Warum änderte sich etwas?

Einerseits ist es auf das politischen Engagement einiger Künstler zurückzuführen. Im 20. Jh. fanden zwei Weltkriege statt. Eins der wichtigsten Bilder der Moderne, nämlich „Guernica“ von Picasso, ist ein politisches Statement, nämlich gegen den Krieg.(3)

Andererseits auf die kollektive Regression einiger Künstler. In harten Zeiten gibt es nämlich nur diese zwei Handlungsmöglichkeiten. Entweder man bezieht Position oder man zieht sich zurück. Die meisten Künstler waren nicht kämpferisch. So zogen sie sich zurück und in ihrer gemeinsamen Einsamkeit sahen sie die Quelle der Lebens-Wahrheiten in drei Formen: bei den Geisteskranken, wie etwa in der Schizophrenie von Edward Munchs Bild »der Schrei« zu erkennen. In der Kunst der Naturvölker, wie man bei Picassos Bilder in Gegenüberstellung mit Malereien aus dem Kongo unschwer erkennen kann. Und der Kinderzeichnung, zu sehen in den Strichgesichtern bei Klee.(4)

Zuletzt aber auch wegen der Entwicklungen in der Psychologie. Gleichzeitig entdeckten Wissenschaftler nämlich das Unterbewusstsein im Menschen. Es entstehen die ersten Projektionstests mit Hilfe von Klecksografie: der Psychiater legt Patienten Farbkleckse vor mit der Frage was diese darstellen sollen. Aus den Antworten wird auf unbewusste Strukturen zurückgeschlossen. Es gab auch Methoden, bei denen Patienten angefangene Bilder zu Ende malen mussten oder abstrakte Bilder, zu denen die Patienten Geschichten erzählen sollten. Diese Assoziationsmethoden wurden von Künstlern aufgegriffen und als Gestaltungstechnik genutzt.(5)

Was änderte sich?

Zunächst brach die Perspektive zusammen. Über Jahrzehnte, versuchten die Menschen die Perspektive zu beherrschen und Dinge so wahrheitsgetreu wie nur möglich zu malen. Perspektive wurde zum Maß aller Dinge. Der alt gewordene Cézanne war wohl der Erste, der, mit seinen perspektivlosen Äpfeln den Anstoß zur großen Revolution gab. Nach Cézanne arbeitete Van Gogh weiter in diese Richtung. Der tragische Künstler, der zu Lebzeiten keinen Anklang fand, versuchte die Farben nicht so wieder zu geben, wie er sie sah, sondern sie zu verstärken. Nur lebte er seiner Zeit voraus und blieb zu Lebzeiten missverstanden. Gauguin für seinen Teil wollte das Mysteriöse des Gedankens erreichen, das Wilde und Primitive seiner Vorbilder wiederentdecken. Um dies zu erreichen, verfolgte er die große Kunst der Vereinfachung und Synthese seiner Vorfahren. Durch ihn wurde die Malerei um ein weiteres flacher. Farbe verwendete er großzügig, sie hatte für ihn etwas Mysteriöses. Für ihn war eine echte Nachbildung nur möglich, indem man pure, reine Farben verwendete. Denn für ihn ist es unsere Einbildungskraft, die das Bild in unseren Köpfen erschafft, wenn wir uns die Natur ansehen, nicht etwa das Licht und die Schatten.6 Dann kam Gustave Moreau. Ihm geht es um das Unterbewusste und um die Aussage bzw. das, was man fühlt, wenn man ein Bild betrachtet und nicht um das Bild selbst. Also genau das, was die Surrealisten später aufgreifen werden. Es kam so, dass Moreau zum Ende seines Lebens Henri Matisse als Schüler hatte und ihn stark beeinflusste. Später mehr über Matisse.(7)

Gleichzeitig wurde es, durch die neue Technik, nämlich des Filmes und der Fotografie, möglich ohne viel Aufwand die Welt perfekt abzubilden. So verschob sich der Fokus vom rein schönen Bild auf die Handlung und Ursache einer Szene. Es liegt auch nahe, dass die Künstler das Interesse an der detailgetreuen Wiedergabe der Umgebung verloren hatten, da dieser Part von der Fotografie übernommen wurde.(8)

Auch das Licht wandelt sich von eine Konstanten hin zur freien Variabel. Das Licht wird genutzt um sich selbst und damit Emotionen darzustellen und nicht mehr notwendigerweise das beleuchtete Objekt selbst. Licht und Farbe verlieren ihre ordnende Funktion. Erkenntlichkeit und Übersichtlichkeit, also der Stolz der Künstler vergangener Epochen, ist passé. Sie sind die Selbstverständlichkeit der Fotografie und damit niedere Tugend, die jedes Kind erreichen kann.(9)

Viele Künstler, wie z.B. der Blaue Reiter, versuchen nicht mehr nur etwas nach zu bilden, sondern ein Bild für sich zu malen, sowie unsichtbare Dinge darzustellen wie etwa Emotionen und Musik. Das geht nur mithilfe von Abstraktion.

Fünf wichtige Vertreter der klassischen Moderne:

Marc Chagall (1887 – 1985)  Chagall, der entschlossen hatten Künstler zu werden, zog nach Paris und lebte wie die meisten Künstler zunächst in Armut. In seine Bilder malte er seine Heimat auf idealisierte Weise. Er stellte Menschen und Tiere in bester Symbiose dar. Es sind glückliche Bilder von einer friedlichen Welt. Dies kam gut an, schließlich erlitten die Menschen genug Leid zu dieser Zeit. Zurück in Russland wurde er nach der russischen Revolution zum Kommandant der bildende Künste ernannt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden seine Bilder allerdings düster, als seine Frau starb, hörte er ganz auf zu malen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verliebte er sich wieder, fing wieder mit dem Malen an und fand zur ursprünglichen Leichtigkeit seiner Bilder zurück.(10)

Wassily Kandinsky (1866 – 1944)  Aus Form und Farbe schuf Kandinsky Kompositionen. Sie sollen harmonisch Klingen, nicht unbedingt schön aussehen. Seine Bilder sind Musikstücke, die bestimmte Gefühle erzeugen. In München gründete er mit Freunden die Künstlergruppe »Der Blaue Reiter«. Die Gruppe malte das Bild als Bild und nicht als Abbild. Zum Zweiten Weltkrieg floh Kandinsky nach Frankreich, da die Nationalsozialisten Kandinskys Bilder zur entarteten Kunst zählten.(11)

Paul Klee (1879 – 1940)  Der musikalische Paul Klee fand sich in der Künstlergruppe »Der Blaue Reiter« gut aufgehoben. Auch beim Malen ist Klee Musiker geblieben, er bewegte Pinsel und Feder auf eine melodische Weise. In Afrika fand er die Liebe zur Farbe. Seine Bilder wurden zu farbenfrohe Orchester. Bei »Zwitschermaschine« singen vier Vögel in voller Lautstärke auf einem Ast mit einer Kurbel als seien sie ein Musikinstrument. Im Alter malte Klee nur noch Striche, als würde er eine neue Notenschrift malen.(12)

Pablo Picasso (1881 – 1973)  Bereits zu jüngsten Zeiten konnte Picasso unglaublich gut zeichnen. Seine Bilder waren sehr realistisch. Im Nachhinein fand er sie selber allerdings schrecklich, denn er wollte viel lieber malen wie ein Kind. Deshalb kehrte er dem Realismus den Rücken zu. Er wollte das einfache Leben in ungewohnter und noch nie zuvor gesehener Weise malen, sodass man die Dinge neu entdeckt. Zunehmend zerlegte er die Elemente in seinen Bildern in immer geometrischere Formen bis hin zu Grundformen von Dreiecken, Kreisen und Kuben. Der Kubismus war geboren.(13)

Henri Matisse (1869 – 1954)  Der 23 Jahre junge Matisse ging nach Paris um ein Leben als Maler zu leben trotz der Warnungen seines Vaters, dass er als armer Bettler sterben würde. O.K. spulen wir zurück. Matisse war nie einer dieser Ausnahmekinder, die vom Glück gesegnet, in frühster Kindheit, Meisterwerke an die Wand krakelten wie etwa Picasso. Also ging er den Wunsch seines Vaters nach und studierte Jura. Auch seine Freizeit verbrachte er nicht, wie man meinen könnte, in den Museen oder beim Malen sondern mit ganz gewöhnlichen Dingen. Nach seinem Jurastudium bekam er sofort eine Beamtenstelle in seiner Heimat. Sein Lebensweg schien vorhersehbar. Man kann also fast schon von Glück im Unglück sprechen, wenn man seinen Krankenhausaufenthalt erwähnt. Dort fing er nämlich an zu malen. Und wie er malte! Es lies ihn nicht mehr los. Jeden Morgen stand er einige Stunden früher auf um sich selbst das Malen beizubringen, dann langweilte er sich auf der Arbeit, bis er abends im Malkurs wieder seiner Leidenschaft nachgehen konnte. Sein Verlangen den gut bezahlten Job hin zu werfen und eine Karriere als Maler in Paris zu beginnen wurde mit der Zeit immer größer. Eines Tages entschloss er sich diesen Schritt zu gehen. Die Schwere seines Entschlusses war ihm sehr wohl bewusst. Auch dass es für ihn kein zurück mehr gab. Deshalb strengte er sich um so mehr an. Er besuchte die »Ecole des Arts décoratifs« und dann die »Académie Julian«. Und bewarb sich für die berühmte »Ecole des Beaux-Arts«. Diese lehnte ihn aber ab. Ein großer Niederschlag. Er arbeitete von nun an als Kopierer und kopierte die Werke der großen Meister, um Geld zu verdienen. Durch seine Arbeit lernte er Gustave Moreau kennen, der ihn unter seine Fittiche nahm. Moreau lehrte ihn die Farben und Formen nicht zu malen, sondern zu fühlen und nicht das Bild, sondern das Gefühl zu malen.(14)

Matisse hatte seinen Ehrgeiz wieder und er arbeitete noch härter, er verbrachte Wochen im Louvre um die Meister so perfekt wie nur möglich nachzumalen und von ihnen zu lernen. Seine Kopien kaufte man ihm mittlerweile zu sehr guten Preisen ab, wodurch er sich einige Reisen leisten konnte. Während eines Urlaubes auf der »Belle-Ile« lernte er Schüler von Monet kennen, die ihm die Theorien des Impressionismus nahelegten. Unter diesem Einfluss nutzte er grellere, frischere Farben. Außerdem begann er japanische Zeichnungen zu sammeln. Im Bild »Dinner Table« von 1897 kann man diese Einflüsse deutlich erkennen. Mit nun dreißig ist er eine sehr imposante Persönlichkeit geworden. Matisse hatte sich regelrecht vom kleinen eifrigen Schüler zum ernsten Professor entwickelt. Er nahm Abstand von den Schulen und beschäftigte sich selbst mit Van Gogh und Cézanne, die für ihn einzig wahren Meister. Er zeichnete seine Stillleben mit unglaublicher Präzision, allerdings ohne sich um die Perspektive zu kümmern. Von seinem Apartment aus wiederholte er immer und immer wieder zwei Malereien: den Pont Saint-Michel und die Notre-Dame. Matisse zeichnete manchmal sogar das Fenster mit und reduzierte die Fassade der Kirche durch ein simples »H«. Nackte Menschen malte er immer vor dunkel violetten Hintergründen und vereinfachte die Formen mit Kreisen. Außerdem zeichnete er die Konturen der Muskeln mit Kobaltblau, ein extrem tiefes Blau von hoher Farbsättigung und Brillanz, nach. Aus Neugier und aus Angst eine neue Erfahrung zu verpassen, versuchte er sich in vielen verschiedenen Richtungen, auch im Pointillismus. Ein bekanntes Bild hierzu ist »Luxe, Calme et Volupté«. Doch seine wahre Bestimmung war wohl der Fauvismus, den er nach einem kreativen Urlaub auf Korsika mit seinem Freund Albert Marquet entwickelte. Der Fauvismus schafft es, die ganze Kraft der Farben zu entfalten. Es ist das Haus, gebaut auf den Fundamenten, die Cézanne, Van Gogh und Moreau gelegt hatten. Er nutzte intensive, pure, leuchtende Farben als Abkehr der Kopierenden, darstellenden Farben zu Farben, die stärkere Gefühle erzeugen. Das Wasser z.B. malt er schon mal in Gelb, was von der Freiheit der Wiedererschaffung durch den Künstler zeugt. Der Künstler ist nicht mehr Untertan der Natur, sondern erfindet sie neu.(15)

Eine kleine Gruppe Sammler zeigte Interesse an Matisse Werke. So war es für ihn möglich, seinen eigenen Weg zu gehen ohne darauf angewiesen zu sein, die Meisterwerke anderer zu kopieren. Gleichzeitig ermöglichte es ihn weite Reisen zu unternehmen wie nach Algerien, Italien oder auch München, einfach befreit von dem Hintergedanken, dass sich Bilder auch verkaufen müssen, welche zu malen. In einem seiner bekanntesten Bilder »Le bonheur de vivre« nimmt er das Konzept von »Luxe, Calme et Volupté« wieder auf aber behandelt es auf eine völlig andere Weise. Wieder sind es nackte Figuren, die die Freude des einfachen Lebens darstellen. Sie träumen, spielen, tanzen, pflücken Blumen, umarmen sich, musizieren oder zeigen einfach nur ihre Schönheit. Hier ist die Farbe in dicke Flecken aufgeteilt. Den Rhythmus des Bildes finden wir in den starken Linien einiger Charaktere und in den Bäumen. Für das erste Mal ist die Zeichnung der Figuren nicht mehr das Wichtigste in einem Bild. Auch spielt die anatomische Korrektheit keine Rolle mehr. Jede Figur reagiert auf die Handlung der anderen. Der Ausdruck und die Komposition seiner Bilder sind ihm wichtiger als alles andere. Ein paar Figuren haben noch nicht einmal Augen, ihre Gesichter bestehen lediglich aus Ellipsen. In seinem späteren Bild »La Desserte rouge«, das bekannteste Bild des Fauvismus, verschmelzt der rote Tisch mit der roten Wand. Nur eine dünne Linie trennt beide voneinander. Das Blau-Schwarz der Dienerin, die starken Farben der Früchte und das Grün, das wir aus dem Fenster sehen, stehen im stärksten möglichen Kontrast zueinander, nämlich dem Komplementärkontrast. Dies gibt dem Bild eine unglaubliche Stärke. Das Bild »La danse« greift wieder Element aus »Le bonheur de vivre« auf. Es konzentriert sich diesmal auf die Tänzer im Hintergrund. Die Bewegung entfaltet sich in der Form einer Ellipse, die genau den Platz des Bildausschnittes einnimmt, wodurch eine unendliche Fortführung des Tanzes impliziert wird. Sein Gegenstück »La musique« ist so ruhig, wie »La danse« wild ist. Auch die drei Farben sind exakt dieselben. Beide Bilder sind auf das absolut Nötigste reduziert.(16)

Die Jahre nach diesen Triumphen werden von Kritikern oft als »Mindere Jahre« bezeichnet, weil seine Bilder bei weiten nicht mehr so imposant sind. Es ist eine Kunst der kleinen Freuden im Leben und des Augenblicks. Er hat sich sozusagen zur Ruhe gesetzt und kehrt zur Perspektive zurück. Seine Bilder wirken entspannter. Er zeichnet wieder realistischer und vergnügt sich damit, junge Damen, in seinem bescheidenen Domizil in Nice, nackt zu malen. Matisse konnte aber eigentlich nie aufhören herum zu experimentieren. So beginnt er sich mit der Kunst der Skulptur zu beschäftigen, die er aber ein paar Jahre später wieder aufgab, weil sie ihn nicht mehr reizte. Er suchte nach etwas neuem und besann sich zurück auf die Erfahrungen, die er während seiner Reisen gemacht hatte. auf die einfache Kunst simpler Motive von Flora und Fauna, auf Dekor und Kostüme und auf die Musik. Er interessierte sich für die Illustrationen in den Büchern als ebenbürtige Begleitung zum Text. Er versucht sich in Lithografien, die er mit kolorierten Scherenschnitten illustrierte. Ursprünglich nutzte er Scherenschnitte um die Komposition der Elemente auf seinen Bildern zu studieren, bevor er zu Malen begann. Auf diese Weise brauchte er keine Vorzeichnung, sondern konnte sofort mit der Farbe beginnen. Sie waren also eigentlich nie als Werke für sich gedacht, sondern lediglich als Vorbereitung zum eigentlichen Werk. Dennoch gefiel ihm diese Technik so sehr, dass er daraus ein eigenes Werk machte. Nicht zuletzt, weil seine Krankheit ihn stark beeinträchtigte. Er litt unter Darmkrebs und erlitt infolge der schweren Operationen 1941 2 Lungenembolien, was seine physische Aktivität einschränkte. Zu dieser Zeit war er schon eine Art Gottheit für Künstler und Kunstliebhaber. So fanden auch seine Scherenschnitte schnell großen Anklang. Wenn wir uns den Scherenschnitt »Nu bleu I« ansehen, bemerken wir, dass die Eleganz der Form in keiner Weise niedriger ist als in den Figuren der Gemälde seiner besten Jahre. Kein einziges Detail ist anatomisch korrekt und dennoch ist die Figur in ihrer Gesamtheit stimmig. Das Azurblau, aus dem die Figur geschnitten ist, gibt dem Betrachter den Eindruck in das Element einzutauchen.(17)

Sein letztes großes Projekt war die Gestaltung der »Notre-Dame du Rosaire« in Vence. Die er mit abstrakten Bildern und Scherenschnitten schmückte. Zwar war er zu Lebzeiten nie sonderbar religiös gewesen, aber in seiner Not kümmerten sich dominikanische Schwestern um ihn, für die er dann dieses Projekt annahm. Vor seinem Tode schrieb er sogar, dass in seinen Augen diese Kirche seine beste Arbeit gewesen sei, auch wenn sie unperfekt ist. 1954 starb Matisse im Alter von 85 Jahren in Nice.(18)

Angaben

(1) Vgl. Partsch, Susanna, 2005, Die 101 wichtigsten Fragen – Moderne Kunst , München: Verlag C.H. Beck, S.15-17
(2) Vgl. Dr. Kastenholz, Angelika, 2015, Unveröffentlichte Vorlesung , Köln: Kölner Design Akademie
(3) Vgl. Koch, Manfred, 1983, Die Moderne Kunst, Psychologie einer revolutionären Bewegung , Köln: DuMont-Taschenbücher, S.148-152
(4) Vgl. Ebd. S.157
(5) Vgl. Ebd. S.201ff
(6) Vgl. Guichard-Meili, Jean, 1967, Matisse (A preager world of art profile) , Paris: Fernand Hazan, S.21ff
(7) Vgl. Ebd.25f
(8) Vgl. Koch, Manfred, 1983, Die Moderne Kunst, Psychologie einer revolutionären Bewegung , Köln: DuMont-Taschenbücher, S.43ff
(9) Vgl. Ebd. S.61-66
(10)  Vgl. Köste, Thomas, 2006, 50 Künstler die man kennen sollte , München, Berlin, London, New York: Presler Verlag, S.133
(11) Vgl. Ebd. S.113
(12) Vgl. Ebd. S.119
(13) Vgl. Köste, Thomas, 2006, 50 Künstler die man kennen sollte , München, Berlin, London, New York: Presler Verlag, S.123
(14) Guichard-Meili, Jean, 1967, Matisse (A preager world of art profile) , Paris: Fernand Hazan, S.31-35
(15) Vgl. Ebd. S.36-52
(16) Vgl. Ebd. S.52-66
(17) Vgl. Ebd. S.66-112 & 138-145
(18) Vgl. Ebd. 114-124

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